Allgemeine Zeitung der Lüneburger Heide, 26. Januar 2015

 

„Aus einer Pastorenfamilie?"

Hans-Helmut Decker-Voigt stellt im Neuen Schauspielhaus „Das Pfarrhaus" vor

ffr Uelzen. Reinhard Schamuhn hatte ihn „seinen“ Professor genannt und Johannes Vogt-Krause, als Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Kunst im Kreativen Speicher mitverantwortlich für den Erhalt und die Weiterentwicklung des Neuen Schauspielhauses, möchte ihn gerne zu „unserem“ Professor machen. So jedenfalls kündigt er am Sonnabend Hans-Helmut Decker-Voigt an, den langjährigen Vertrauten und Begleiter des Schauspielhaus-Decker-Voigt liestGründers. Doch an die Vorgabe des ehemaligen Schuldirektors Vogt-Krause mag sich der Hochschullehrer Decker-Voigt („Typisch Lehrer“) nicht halten. Nein, er macht nicht nach 45 Minuten eine Pause, sondern überzieht den ihm gesetzten Zeitrahmen, um noch etwas über Dorothea, die Pfarrersfrau, zu erzählen. War Decker-Voigt eingangs noch fast in der Jetzt-Zeit, als er seine erste Begegnung mit Reinhard Schamuhn schildert -

der Autor lebte zu der Zeit am Schloss Holdenstedt, als Uelzens verrücktes Huhn dort sein erstes Schlossgarten-Fest organisierte, so springt er im folgenden von der Holdenstedter Schlosskirche zu vielen anderen Pfarrhäusern im Lüneburg-Braunschweigischen und den dort den Beffchenträgern zur Seite stehenden Frauen. Die aus einer Lübecker und damit hansestädtischen Pastorenfamilie stammende Dorothea und ihr Angetrauter, Georg Wilhelm, sind es, denen Decker-Voigts Aufmerksamkeit gilt. Er macht keinen Hehl daraus, dass er mit dem literarischen Großprojekt „Das Pfarrhaus“ auch seine eigene Geschichte aufarbeitet - mehr als 30 Jahre hat er damit zugebracht, Tagebücher, Briefe, Notizen, Dokumente der Familien zu sammeln und zu ordnen. Teil eins besteht aus zwei Bänden, der erste umfasst fast 700 Seiten, der zweite „nur“ 650 Seiten und bezieht sich auf die Zeit zwischen der Schlacht von Langensalza und dem Ende der Weimarer Republik. In der Pause freut sich der Vortragende über anregende Gespräche mit Zuhörern, („Ach, auch aus einer Pastorenfamilie?“) und greift im zweiten Teil des Abends wiederholt auf die magische Zahl sieben zurück - sieben Kinder war die Norm bei Pastoren. Und so gab die Mutter dem damals 13-Jährigen anlässlich einer Radtour den Rat mit: „Zwischen Celle und Harburg kannst du in jedes Pfarrhaus gehen, wenn du was brauchst - mit den meisten sind wir verwandt...“. Durch alle Zeiten hindurch haben sich auch Geistliche am Hohen Lied Salomos orientiert, in dem die Liebe besungen wird. Mit besonderem Vergnügen ging Decker-Voigt darauf ein, dass er seinerzeit wahrscheinlich auf dem roten Sofa in der Sakristei der Schlosskirche zu Wien gezeugt worden sei... Jens Kunze bedankte sich bei Decker-Voigt ganz in Schamuhnscher Manier. Da der Verein nur wenig „Mäuse“ habe, um den Referenten zu bezahlen, überreichte er ihm eine Plüschmaus.