Vom Löwen und dem Esel

Der Fabeldichter Lafontaine erzählt die Geschichte vom Löwen und dem Esel.

Ich taufe die beiden mal um und erzähle die Geschichte ein wenig anders. Ein Löwe trampelt nicht, kann schleichen und ist ansonsten Übermacht. Ich nenne ihn Wladimir. Richtig. Wie der Löwe im Kreml.

Den Esel nennen wir Donald. Richtig. Ein Name aus demselben Land, aus dem auch Donald Duck herstammt.

In der Fabel nimmt der Löwe Wladimir den Esel Donald mit auf die Jagd, um dessen „Ih-Aaah“-Stentorstimme als Waldhorn zu benutzen. Tatsächlich ist die ganze Welt der Tiere durch des Esels ohr- und herzzerreißendes Gedröhn in Schockstarre versetzt. Der Löwe Wladimir hat leichtes Spiel und guten Fraß an ihnen und lässt den Esel Donald in dem Glauben, er habe das ganze Meisterstück gemacht.

2017 erschien das Buch „Wie gefährlich ist Donald Trump“ in den USA. Gleich ein Jahr später bei uns. Es sind 27 Stellungnahmen aus Psychiatrie und Psychologie. Eine der Kernbotschaft darin von John D. Gartner: Donald Trump ist a) böse b) verrückt c) alles zusammen.

Weiter wird in dem Buch der Deutsch-Amerikaner Erich Fromm zitiert, der 1964 den Begriff prägt vom „Inbegriff des Bösen“ (bösartiger Narzissmus). Da war Trump achtzehn Jahre alt und kannte Erich Fromm gewiss ebenso wenig wie der Donald Trump.

Es gibt weit frühere Zitate, die auf heute bezogen scheinen. „Eines großen und glorreichen Tages wird sich der Herzenswunsch der einfachen Leute erfüllen und das Weiße Haus mit einem wahren Idioten und narzisstischen Irren besetzt sein“. Schrieb der amerikanische Satiriker Henry Mencken. Er schrieb es 1920.

Das Problem bei dem röhrenden Esel Donald ist, dass er seine Dummheit nicht kennt. Lafontaine vermutet das in weiteren Fabeln bei allen Dummen.

So lässt Lafontaine den Esel weiter röhren:

„Heut hab ich doch gewiss mein Meisterstück gemacht?“

Spricht Langohr, als wär er der Held der Jagd gewesen.

„Ja“, sagt der Löwe Wladimir darauf, “geschrien hast du hübsch laut,

und kennt ich dich nicht nach Geschlecht, Gestalt und Wesen –

mir selber hätt vor dir gegraut.“

Der Esel, wagt er`s nur, möcht` schier vor Zorn erbeben,

da man den Prahlhans mit verdientem Spotte zahlt.

Einige Republikaner in den USA erwägen, den Geburtstag Donald Trumps zum Nationalen Feiertag zu erheben (14. Juni). Das wird den Esel nicht wundern, wo er sich nicht nur - wie viele andere - als berühmteste Gestalt des Jahrhunderts sieht. Sondern überhaupt. Obgleich – Löwen bleiben auch uns gefährdend.

11. März 2025