Zweirad-Schlosser

Es ist ein uralter Beruf, mit dessen Erwähnung meine sommerliche Reihe zu lokalen Berufen abschließt: Ein Beruf, der mit der Bearbeitung von Leder zu tun hat. Ganze Sprichwörter gibt es um Leder. „Vom Leder ziehen“ zieht ganze Dramen, nach sich. Wenn scharfe Klingen aus ihrem Leder gezogen wurden. Erst später aus metallenen Scheiden.

Anerkennendes meint der Spruch: Der (oder die) sitzt fest im Sattel. Der ist es auch, der einen wertvollen Körperteil von uns schont, weswegen unsere Sprache gar vom „Allerwertesten“ spricht.

Zu dessen Schonung liegt auch einer auf beim Reiten. Und auf einem hundertmillionenfach mehr verbreiteten Sattel: dem Fahrradsattel.

Daran dachte ich, als unser Schlosser kam. Unser Schlosser ist keiner, sondern heißt so. Bennie Schlosser. Er holte heute mein Fahrrad ab.

Im Frühjahr hatte Bennie Schlosser Jubiläum. Ein deshalb unbeachtetes Jubiläum, weil er und seine Theda aus dem Ebstorfer Geschlecht der Klipps erst auf Rückfrage von meiner Seite aus nachrechnen mussten, wie lange sie eigentlich bestehen. Vor 5 Jahren wurde sie begründet. Die Ebstorfer Zweiradtechnik.

Junge Unternehmen müssen in ihrer Jugend gefördert werden. Nicht im hohen Alter. Das verbindet sie durchaus mit Dichtern und Denkern.

Eine Zweiradtechnik von heute umfasst derart viel, dass das Ur-Wort „Techne“ (griech=Kunst) mehr Beachtung verdient: Historisch gehört zum „Sattel“ nach den Pferden das Zweirad. Erst ohne Pedale, weil der Radfahrer sich mit den Füßen abstieß. Es folgte die Pedaltechnik, die ihren Namen eben von den Füßen ableitete (abermals aus dem Griechischen.: Pais, paidos=der Fuß). Ortho-Pädie lässt grüßen.

Weitere Historie: Zusätzlich zur Pedale beim Fahrrad unter dem Sattel kam der Fahrrad-Hilfsmotor. Mit diesem am Vorderrad des Fahrrads erregten wir als Schüler Aufsehen. Vier Fahrrad-Hilfsmotoristen gab es von uns in ganz Celle. Im Grunde waren das Fortbewegungsmittel, welche die kriegsinvaliden Mitbürger ignorierten. Man musste erst nebenherlaufen, bis die Dinger ansprangen. Wenn sie denn ansprangen. Bei Herrenrädern war da noch die Stange zur überspringen. Erst die machte das Rad erkennbar männlich.

 

Es folgten die vielen Mopeds und ihre großen Vettern, die Motorräder. Heute die Tsunami-Welle der E-Bikes. Alles Zweiräder unterm Sattel. Sind die Holländer eigentlich noch vorn? Oder wir jetzt?

Wie man sich bettet, so liegt man. Übertragen auf das Fahrrad, den Sattel, dessen Federung ist die Frage: Fördert es Lust - oder Qual?

Zweiradtechniker, speziell Schlosser, zählen von daher klar zu den medizinischen Assistenzberufen.

08. Juli 2025