Reaktionen auf den Vortrag von Hans-Helmut Decker-Voigt im April 2007 in Berlin (anläßlich der Zusammenführung dreier Musiktherapie - Verbände)

 

 

 

"Transparent" - Newsletter der deutschen Gesellschaft für Musiktherapie (GGMT) 3/2007, S. 5

 


Bis das der Tod Euch scheide...?

Hans-Helmut Decker-Voigts Ansprache war als emotionale Einstimmung auf die Mitgliederversammlung dann ein erster Höhepunkt des Tages. Schon die Bereitschaft dieses großen Pioniers der deutschen Musiktherapieszene, sich einzumischen und das Vorhaben zu unterstützen, versprach einen spannenden Vortrag. Unter dem Titel "Zusammenwachsen, zusammen wachsen bis dass der Tod Euch scheide?" begann Decker-Voigt mit einem Gebet der Heiligen Theresia von Aquila zum Thema "Erfahrungen" und sprach dann über Phasen von Streit und Vereinigung, wie sie auch in gruppendynamischen Prozessen vorkommen. Anhand eines Bildes von Spitzweg philosophierte er über die Dynade von BVM und GGMT, die von einem dritten, NORO als Bildbetrachter, beobachtet wird.

Einen nicht kleinen Teil seines Vortrages schien Decker-Voigt wohl auch nutzen zu wollen, den Beteiligten eine Warnung vor destruktiven Energien ins Stammbuch zu schreiben. Er versäumte es nicht, darauf aufmerksam zu machen, dass es auch immer wieder narzisstische Persönlichkeitsstrukturen der handelnden Personen sind, die es - nicht nur - der Musiktherapieszene schwer machen, konstruktive Wege zum Nutzen des Ganzen einzuschlagen. Wohl kaum ein anderer Redner hätte es so gut verstanden, lediglich anhand eines kleinen Wortspiels die Destruktivität zu verdeutlichen, die auch unserem Berufsstand innewohnt: Das Wort "Music Therapist" verwandele sich nämlich durch geschickte Silbentrennung in... - "music the rapist."

Wer von dem charismatischen und poetischen, mit Wortspielen bestückten Vortrag von Decker-Voigt noch Zweifel am Sinn der Sache hegte, hatte danach wohl große Schwierigkeiten, diese aufrecht zu erhalten.

 

 

Volker Bernius in der "Musiktherapeutischen Umschau 2/2007, und Ruprecht Vandenhoeck, Göttingen

 

 

Offen für andere bleiben


Prof. Dr. Hans-Helmut Decker-Voigt, Direktor des Institutes für Musiktherapie der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, ermunterte in seinem Referat "Zusammenwachsen - zusammen wachsen" zum Prinzip des "Pro - Feed" statt zum ausschließlich "Feed - Back". Zum Mutmachen für das Engagement, für das Unterstützen derjenigen, die sich engagieren. "Durchhalte - Maßnahmen" seien manchmal wichtiger als Lob nach gelungenen Aktionen. Decker-Voigt, der seit ganz langer Zeit wieder bei einer Tagung einer Musiktherapieorganisation auftrat, hatte seit Jahren die gemeinsame Zusammenarbeit angemahnt und sie schließlich auch in "seinem" Weltkongress für Musiktherapie 1996 in Hamburg gefordert und verwirklicht. Der 8. Weltkongress Musiktherapie (s. MU, 1996, Heft 3 und 4, S. 267 - 303), seine Vorbereitung und seine Nacharbeit gilt gerade heute für die deutsche musiktherapeutische Landschaft als einer der Wegbereiter und als ideeller Gedankenanstoß für die nun hoffentlich gelingende "Verschmelzung" musiktherapeutischer Vereinigungen. Ein spätes, aber wirkungsvolles und nachhaltiges Erfolgserlebnis des Hamburger Professors. Decker-Voigt, der selbst vor über 30 Jahren mit "musiktherapeutischer Gremienarbeit" begonnen hatte, formulierte seine Erinnerungen und Erfahrungen als Einzel - Wünsche an die musiktherapeutische Community: Bezogen auf Kränkungen "gesund zu bleiben" in alten und neuen Funktionen, einen guten Umgang miteinander pflegen mit einem Feedback als "sozialer Schmiere", ein feedback per Internet zu ermöglichen, für einen dauerhaften Rechtsbeistand zu sorgen, die unterschiedlichen Berufsprofile beizubehalten, die community musictherapy weiter zu kultivieren und keine Einkesselung mehr zuzulassen. Besonders hob Hans-Helmut Decker-Voigt jedoch als Hoffnung und Appell hervor, dass auch diejenigen, die sich derzeit noch nicht zu einem gemeinsamen Prozess zusammenfinden könnten, wie z. B. die Gesellschaft für Orff-Musiktherapie (die aus dem Weg der Einigung im Herbst 2006 ausgeschieden war) oder die Deutsche Musiktherapeutische Vereinigung zur Förderung des Konzeptes nach Schwabe (DMVS, vormals DMVO). Für andere einen Zugang bereit zu halten, dazu sollte die neue Gesellschaft offen sein.